

Das 6-Stühle-Modell
Ein methodisches Beispiel zur Lösung hartnäckiger Konflikte
Das 6-Stühle-Modell unterstützt Konfliktpartner dabei, sich gegenseitig wahrzunehmen, ihre Bedürfnisse klar zu benennen und eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. Die Methode ist intensiv und eignet sich besonders für festgefahrene, tradierte Konflikte.
Setting
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1 Raumhalter (Moderator oder Gruppenleiter, der den Prozess strukturiert und begleitet)
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6 Stühle in zwei 3er-Reihen, die sich gegenüber stehen
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2 Ich-Stühle (für die Selbstaussage)
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2 Du-Stühle (für Spiegelungen und Perspektivwechsel)
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2 Wir-Stühle (für die gemeinsame Lösungsfindung)
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Ablauf
1. Vorbereitung
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Die beiden Konfliktpartner verständigen sich auf ein Thema, das sie bearbeiten möchten.
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Für die Einigung, wer als erster Sprecher beginnt (Partner 1), entweder Lose ziehen oder der Regel folgen: Der Konfliktpartner mit der höheren emotionalen Ladung beginnt.
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Partner 1 setzt sich auf den Ich-Stuhl auf seiner Seite. Der Stuhl gegenüber bleibt frei.
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Der Konfliktpartner (Partner 2) nimmt den schräg gegenüber stehenden Du-Stuhl ein.
2. Erste Runde: Selbstaussage und Spiegelung
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Partner 1 formuliert sein Anliegen anhand von GfK:
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Beobachtung
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Gefühl
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Bedürfnis
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Er schließt mit der Frage: „Was hast du verstanden?“
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Partner 2 wiederholt, was er verstanden hat.
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Falls Partner 1 sich nicht gehört fühlt, trägt er sein Anliegen erneut vor (Variante oder Wiederholung).
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Wenn Partner 1 sich gehört fühlt, fragt er: „Wie geht es dir mit dem, was du gehört hast?“
3. Perspektivwechsel
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Beide wechseln die Stühle in ihrer Reihe:
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Partner 1 rückt vom Ich-Stuhl auf den benachbarten Du-Stuhl.
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Partner 2 nimmt den ersten Stuhl (den Ich-Stuhl) auf seiner Seite ein.
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4. Zweite Runde: Rollentausch
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Nun trägt Partner 2 sein Anliegen vor: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis.
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Er fragt ebenfalls: „Was hast du verstanden?“
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Partner 1 wiederholt, was er gehört hat.
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Falls unvollständig: Wiederholung. Falls verstanden: Nachfrage „Wie geht es dir damit?“
5. Vertiefung
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Der Prozess geht in weiteren Runden hin und her.
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Jede Person hat wiederholt die Chance, ihr Anliegen vorzubringen und gehört zu werden.
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Der Raumhalter achtet auf Pausen, Balance und emotionale Sicherheit.
6. Gemeinsame Lösungsfindung
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Sobald beide Konfliktpartner sich in ihren Anliegen gehört fühlen, wechseln sie gemeinsam auf die Wir-Stühle (direkt gegenüber).
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Dort entwickeln sie im Gespräch eine Strategie, die die Bedürfnisse beider Seiten erfüllt.
Hinweise für Raumhalter
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Gegebenenfalls Stellvertreter benennen, wenn Konfliktpartner selbst nicht gleichzeitig teilnehmen können.
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Auf die emotionale Intensität achten, bei Bedarf Atem- oder Reflexionspausen einbauen.
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Darauf achten, dass die Sprache konsequent den Grundsätzen der Gewaltfreien Kommunikation folgt (keine Bewertungen, Schuldzuweisungen oder Vorwürfe).
Wesentliche Erfahrung
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Resonanzeffekte können sowohl in der Position des Partners als auch in einer Stellvertreter-Rolle entstehen.
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Die Methode entfaltet also auch mit einem Stellvertreter des Konfliktpartners ihre volle Wirksamkeit
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zumeist eröffnet sich eine sehr weite und liebevolle Perspektive, in der Abwehrhaltungen aufgelöst werden und echte Verbindung hergestellt wird.
„Jeder Konflikt ist eine Chance auf tiefere Verbindung.“
Marshall B. Rosenberg
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Gewaltfreie Kommunikation im Arbeitszusammenhang


